Hattest du schonmal eine Idee, von der du so überzeugt warst, dass sie dir quasi niemand madig reden konnte? Selbst angebrachte Kritik ist an dir abgeprallt, wie Charme an Alexander Gauland? Über offensichtliche Probleme hast du hinweggesehen, wie Putin über seine Amtszeit? Dann geht es dir wie mir.
Ich war am Anfang so sehr von der Idee eines Onlineshops für Streetwear gepackt, dass ich sicher war, jede Herausforderung meistern zu können. Das fing schon damit an, erstmal passende Lieferanten zu finden. Wo kann man denn überhaupt in überschaubaren Mengen faire Kleidung beziehen? Ich hatte keinen Schimmer. Wie läuft das mit dem Versand und Rückversand? Sind meine AGBs rechtlich geltend oder kann mich jemand verklagen? Wie und wo verpacke ich die Bestellungen überhaupt? Wie läuft das denn später mit der Steuererklärung? „Das ergibt sich dann schon!“, war stets meine Antwort.
Einige Dinge hören sich zugegebenermaßen schlimmer an, als sie im Endeffekt wirklich sind. Mit etwas Aufwand lässt sich tatsächlich vieles davon lösen. Die DHL bietet bspw. ein astreines Retourenprogramm an. Rechtliche Fragen lassen sich gut im Internet recherchieren und zur Abwicklung der Online-Zahlungen gibt es bestens dokumentierte Programmier-Schnittstellen.
Auf die Frage wie ich meine Pullover besticken kann gab es damals allerdings nur eine mögliche Antwort:
Ebay -> Stickmaschine -> Youtube -> Tutorials -> Und ab geht's!
Stellt sich heraus, ist gar nicht so einfach. Nachdem ich die Maschine endlich richtig eingerichtet hatte, wurde mir klar, dass ich ja auch Stickprogramme für meine Motive brauche. Also ein paar Nächte in die Tiefen der unverschämt teuren Stickdateisoftware abgetaucht und daraufhin unzählige T-Shirts verschandelt. Gefrustet nach Dienstleistern im Internet gesucht, die mir die Dateien erstellen können, um noch gefrusteter festzustellen, dass die sich in Zeiten von Corona ihre Scheiße vergolden lassen. Also wieder zurück an den Computer, um jeden einzelnen Nadelstich in der Software zu überprüfen. Ging immer noch nicht. Die Stickmaschine lautstark verflucht, mich bei den Nachbarn für die verbale Entgleisung entschuldigt und das Thema erstmal bei Seite gelegt.
Mittlerweile lasse ich alle unsere Produkte von Profis in Aschaffenburg besticken. Die haben das gelernt, die können das. Der Wille war zwar da, das Geschick aber nicht. Wichtig war allerdings zu lernen, dass man nicht alles allein machen muss. Mit solchen Geschichten kann man sich nämlich auch ganz schnell den Spaß an der eigentlichen Sache nehmen.
Also habt keine Angst eure eigenen Projekte zu starten und neue Sachen anzugehen. Man lernt im Prozess so viele neue Dinge dazu, dass es sich allein deshalb schon lohnt. Aller Anfang ist schwer, aber das Gefühl dann tatsächlich ein Problem gelöst zu haben, ist es allemal wert.
